Eine besondere Herausforderung jeder Sanierungshpase ist die fortlaufende Bereitstellung ausreichender finanzieller Mittel. Mit Hilfe eines strategischen Konzeptes und offener Kommunikation lässt sich auch für Restrukturierungen frisches Kapital einwerben – einfach ist das aber in der Praxis nicht.
Die meisten Mittelständler setzen bei der Finanzierung immer noch auf Kredite bei der Hausbank. Für Firmen in Krisensituationen hat sich jedoch seit Einführung der Basel Richtlinien der Zugang zu Bankkrediten deutlich erschwert: In der Regel führt eine anstehende Sanierung zu einer Verschärfung der Kreditanforderungen seitens der Fremdkapitalgeber, eine Bereitstellung zusätzlicher finanzieller Mittel ist den Banken aufgrund der Regularien kaum möglich. Alternative assetbasierte Finanzierungen bankenunabhängiger Institute, bei denen weniger die Bonität, sondern vielmehr die Objekte im Fokus stehen, können interessant sein, um ausreichende Liquidität für den operativen Geschäftsbetrieb sowie die Realisierung struktureller Anpassungen zu gewährleisten. Assetbasierte Modelle sind zum Beispiel Factoring oder Sale & Lease Back.
Flexible und schnelle Zufuhr finanzieller Mittel
Für Unternehmen des produzierenden Gewerbes mit einem werthaltigen Maschinenpark ist Sale & Lease Back eine Möglichkeit, stille Reserven zu heben, denn oft binden Maschinen und Anlagen erhebliches Kapital im Betrieb. Das Unternehmen verkauft bei dieser Variante die gebrauchten Maschinen und Anlagen an eine Leasinggesellschaft und erhält den Kaufpreis sofort ausgezahlt. Im Anschluss least es die Maschinen zurück. Die Produktion wird nicht unterbrochen und es kommt zu keinem Zeitpunkt zu einem Stillstand der Maschinen, laufende Aufträge können wie gewohnt bearbeitet werden. Die Werthaltigkeit der Maschinen ist bei diesem Finanzierungsmodell von besonderer Bedeutung, die Bonität des Unternehmens steht nicht im Vordergrund. Das Vorhandensein eines Maschinen- und Anlagenparks ist eine der wesentlichen Voraussetzungen für eine Sale & Lease Back-Finanzierung, Einzelmaschinen sind nicht geeignet. Außerdem müssen die Objekte fungibel und zweitmarktfähig sein – es gibt also eine Nachfrage am Markt.
Für Unternehmen des produzierenden Gewerbes interessant
Damit ist Sale & Lease Back vor allem für produktionslastige Unternehmen aus dem Maschinen-, Anlagen und Werkzeugbau, der Lebensmittelproduktion, der Metall- und Kunststoffbe- und -verarbeitung, der Land- und Forstwirtschaft sowie der Textilproduktion geeignet. Außerdem kommt Sale & Lease Back im Hoch- und Tiefbau oder der Transportlogistik zur Anwendung, finanziert werden dann zum Beispiel Baumaschinen, Sattelzugmaschinen oder Kühltransporter. Möglicherweise können auch Maschinen aus kurzfristig auslaufenden Mietkauf- oder Leasingverträgen abgelöst und in eine Finanzierung einbezogen werden, wenn der Zeitwert über dem Ablösewert liegt.
Ultimative Voraussetzung für diese Finanzierungsart ist, dass die Assets mobil sind, sprich, Immobilien bzw. verkettete und mit der Halle verbaute Anlagen, die nur am Standort zu betreiben sind, scheiden als taugliche Assets für eine SLB-Finanzierung aus. Neben dem sofortigen Liquiditätsgewinn hat Sale & Lease Back weitere Vorteile: Die Eigenkapitalquote wird gestärkt, was einen „Hebeleffekt“ für weitere Finanzierungen und Geldgeber ermöglichen kann: Geht ein alternativer Finanzierer bei einem Sanierungsengagement mit ins Boot, lassen sich meist leichter weitere Geldgeber finden. Die Leasingraten stellen zu wesentlichen Teilen abzugsfähige Betriebsausgaben dar. In der Regel können die Raten durch den Einsatz der Maschinen fortlaufend aus den erwirtschafteten Umsätzen finanziert werden.
Erfolgreiche Sanierung mit Hilfe des Insolvenzplans
Sale & Lease Back kann auch in der Insolvenz angewendet werden, zum Beispiel zur Finanzierung des Insolvenzplans. Für dessen Umsetzung wird ausreichend Liquidutät für die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes sowie die Realisierung der wirtschaftlichen Gesundung des Unternehmens benötigt. Hausbanken tun sich bei der Finanzierung von Insolvenzplänen oftmals schwer, denn sie sind meist einer der Hauptgläubiger im Verfahren und können kaum zusätzliche Gelder bereitstellen. Hier kann zum Beispiel die durch Sale & Lease Back gewonnene Liquidität zur Finanzierung genutzt werden. Das wirkt sich unmittelbar positiv auf die Fortführungsprognose im Rahmen des Insolvenzplans aus und kann dazu beitragen, sowohl das Gericht als auch die Gläubiger zu überzeugen. Im Insolvenzverfahren wird der Sachwalter oder der eigenverwaltende Schuldner Vertragspartner der Finanzierung. Die neu gewonnene Liquidität fließt entweder der Masse zu oder kann beim „Rückerwerb“ des Unternehmens nach Erfüllung der Auflagen des Insolvenzplans als Art Akquisitionsfinanzierung für den eigenverwaltenden Schuldner oder einen dritten Erwerber eingesetzt werden.
So funktioniert Sale & Lease Back in der Praxis
Eine erste Einschätzung zur Höhe der stillen Reserven im Unternehmen kann mithilfe eines detaillierten Leasing- und Anlagenspiegels gegeben werden. Gibt es ausreichend werthaltige Assets für eine Sale & Lease Back-Finanzierung, erfolgt eine vorläufige Bewertung des Anlagevermögen und die Abgabe eines indikativen Angebotes durch die Leasinggesellschaft. Nach Bestätigung des Angebotes durch das Unternehmen wird der Maschinenpark zu Zeitwerten vor Ort gutachterlich bewertet, was die Basis des Sale & Lease Back-Vertrages bildet. Anschließend müssen seitens des Betriebes verschiedene Unterlagen eingereicht werden, die je nach Situation unterschiedlich sind.
Bei einem Insolvenzverfahren sind zusätzliche Absprachen mit dem Insolvenzverwalter nötig, sowie entsprechende Sicherheitenfreigaben durch absonderungsberechtigte Gläubiger aus Raum- oder Einzelsicherungsübereignungsverträgen, Zubehörhaftung, Vermieterpfandrecht oder ähnliches.
Nach Eingang aller Unterlagen sowie der Zustimmung zum Abschluss des Kaufvertrages seitens dem Unternehmer – beziehungsweise in der Eigenverwaltung seitens dem Sachwalter, eigenverwaltenden Schuldner und dem Gläubigerausschuss – steht einer schnellen Abwicklung nichts mehr im Weg. Durchschnittlich dauert der Vorgang von der Erstansprache bis zur Auszahlung des Kaufpreises etwa sechs bis acht Wochen.
Fazit: Sale & Lease Back verschafft damit mittelständischen Unternehmen im Rahmen einer reinen Innenfinanzierung zusätzliche Liquidität, die ohne Vorgaben und Beschränkungen frei verfügbar eingesetzt werden kann, auch für einen Neustart aus der Krise.
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