Der Anreiz, Bilanzen zu fälschen, ist derzeit besonders hoch. So versuchen Unternehmen beispielsweise durch die Erfassung von fiktivem Vermögen und fingierten Rechnungen, eine drohende Überschuldung abzuwenden. Ihre Aufgabe ist es dann möglicherweise, den Zeitpunkt des Insolvenztatbestandes nachzuweisen.
Dieser große Nährboden für Bilanzmanipulationen hat folgende Gründe: Je schlechter die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens, desto höher ist der Anreiz mit möglichen Manipulationen die Bilanz aufzuhübschen. Aufgrund der derzeitigen Einschränkungen aufgrund der anhaltenden Ausbreitung des Corona-Virus ist die Arbeit von Abschlussprüfern und anderen Kontrollorganen wie beispielsweise dem Aufsichtsrat erschwert.
Die Kombination aus fehlender Kontrolle und massiven Umsatzeinbrüchen erleichtert nicht nur die Manipulation, sondern erschwert auch eine schnelle Aufdeckung. Je länger die Zahlen manipuliert werden, desto höher ist der entstandene wirtschaftliche Schaden. Im Fall der Insolvenz kann dies dann zu einer deutlich geringeren Insolvenzquote führen.
Warnzeichen für Bilanzmanipulationen
Es gibt einige Warnzeichen, die auf Bilanzmanipulationen hindeuten. Wenn einige Alarmzeichen vorliegen, sollten Sie genauer prüfen, ob möglicherweise Bilanzen manipuliert wurden. Ein Anzeichen könnte beispielsweise sein, dass das Wachstum und die Margen des Unternehmens deutlich höher sind als bei der Konkurrenz.
Auch kann es sich lohnen, die Gehaltsstruktur der Mitarbeiter genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn wie die Praxis gezeigt hat: Bei Bilanzmanipulationen gibt es in den seltensten Fällen Einzeltäter. Dies liegt unter anderem daran, dass die entsprechenden Luftbuchungen von einem Mitarbeiter in der Buchhaltung vorgenommen werden müssen.
Einzeltäter sind eher selten
Möglicherweise erhält ein Mitarbeiter für seine Mittäterschaft ein entsprechendes „Schweigegeld“ in Form eines auffallend hohen Gehaltes. Aus Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes traut sich der betroffene Mitarbeiter nicht, dem Vorgesetzten zu widersprechen. Die Sorge um den Arbeitsplatzverlust besteht derzeit nicht nur in wirtschaftsschwachen Regionen, sondern vor allem auch aufgrund der derzeitigen Wirtschaftskrise.
Eine drohende Insolvenz könnte die Redebereitschaft dieser Mittäter erhöhen. Denn wenn der Verlust des Arbeitsplatzes naht, möchten die „Helfer“ ihr schlechtes Gewissen häufig erleichtern. Auch sind sie sicherlich bereit, bei der Aufarbeitung zu unterstützen. Dies kann die Suche nach den fingierten Luftbuchungen nicht nur erheblich erleichtern, sondern vor allem auch beschleunigen. Der Faktor Zeit ist bei Insolvenz ein nicht zu unterschätzender Faktor.
Bei Beauftragung eines neuen Mandates sollten Sie bei der Feststellung des Vermögens und der Schulden des Unternehmens daher auch auf mögliche Anzeichen für Bilanzmanipulationen achten. Da die Ausnahmeregelungen zur Insolvenzanmeldung Ende des Jahres auslaufen, wird die Zahl der angemeldeten Insolvenzen Anfang 2021 vermutlich steigen. Ihr Postfach wird sich daher vermutlich mit zahlreichen Anfragen füllen.
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